Einsatz von KI im Bewerbungsprozess: Chancen und Risiken

Actief Redaktion

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Künstliche Intelligenz beim Recruiting: Immer mehr Unternehmen beschäftigen sich mit dem Einsatz von KI, kurz für Künstliche Intelligenz, im Personalwesen. Lebensläufe automatisiert analysieren, Körpersprache und Gesichtsausdruck beim Vorstellungsgespräch bewerten – das und viel mehr kommt bei Bewerbungsprozessen zum Einsatz. Dabei hat die Automatisierung von Bewerbungsverfahren das Potential, diskriminierungsfreie Rahmenbedingungen, Zeitersparnis und Ressourcenschonung zu gewährleisten. Doch die Auswahl der Bewerber größtenteils der Künstlichen Intelligenz zu überlassen, bringt nicht nur Chancen, sondern auch Risiken mit sich.

Einsatz von KI im Recruiting

Unternehmen werden heutzutage immer mehr mit der fortschreitenden Digitalisierung konfrontiert. Zusätzlich machen der demografische Wandel und der Fachkräftemangel die Gewinnung vom geeigneten Personal immer schwerer. Aus diesem Grund entscheiden sich einige Recruiter, zusätzliche Tools und Hilfsmittel bei der Suche nach neuen Talenten zu nutzen.

Künstliche Intelligenz kann dabei unterstützen und das Recruiting deutlich vereinfachen. KI beschreibt dabei die Fähigkeiten von Maschinen oder Programmen, durch die stetige Aufnahme und Verarbeitung von Daten dazuzulernen. Mithilfe von KI können zum Beispiel Bewerbungsverfahren mit geeigneten Analysen optimiert werden. Trotzdem nutzen erst 6 % der Unternehmen einer von PwC durchgeführten Umfrage KI in ihrem Prozessen.1

Wo kann KI also konkret zum Einsatz kommen?

  • Analyse von Bewerbern: Dabei werden Bewerbungsunterlagen durch KI automatisiert ausgewertet und bieten den Personalern eine Vorauswahl eingehender Bewerbungen.
  • Einsatz von KI in Job Interviews: Der Einsatz erfolgt ganz oder teilweise. Bei vollautomatisierten Videointerviews werden die Antworten von Kandidaten anhand der Sprache, Mimik und Wortwahl analysiert. Im teilautomatisierten Verfahren unterstützt die KI die Personaler bei der Auswertung der Face-to-face Gespräche.
  • Assessment Center: Von Bewerbern durchgeführte Aufgaben werden digital aufgenommen und durch KI analysiert.
  • Chatbots: Ein Chat-Fenster wird bereits heute auf Karriereseiten eingesetzt, um den Bewerben allgemeine Fragen zu beantworten.

In Asien und Amerika kommen diese Methoden öfter zum Einsatz, hierzulande sind sie eher noch umstritten. Rund 77 % der Befragten einer deutschlandweiten Umfrage von YouGov lehnen die Durchführung von Vorstellungsgesprächen durch die Künstliche Intelligenz ab. Etwa 3 von 4 Teilnehmenden sind dagegen, dass KI die Auswahl des Bewerbers übernimmt.2

Vorteile von KI im Bewerbungsprozess

Beim Einsatz von KI im Zusammenhang mit Bewerbungsprozessen ergeben sich aber auch viele Vorteile. 68 % der Teilnehmer einer Umfrage von Bitkom sahen im Jahr 2020 Künstliche Intelligenz als Chance – eine deutliche Zunahme um 20 % im Vergleich zum Jahr 2017.3   Zum einen können Recruitingverfahren durchgehend optimiert werden. Die Programme lernen dabei immer mehr über Kandidaten und können in Sekundenschnelle relevante Informationen zusammenfügen und analysieren.

Dabei agiert die KI objektiv und neutral. Im Gegensatz zu menschlichen Personalern können auf diesem Weg die Bewerber ohne unbewusste, voreingenommene Einstellungen ausgewählt werden.

Zum anderen können Unternehmen durch KI die Zeit für mühsame Bewerbungsprozesse einsparen. Diese werden beschleunigt und die Effizienz in der Personalbeschaffung wird gesteigert. Die Künstliche Intelligenz kann darüber hinaus rund um die Uhr arbeiten, im Netz nach geeigneten Zielgruppen suchen und nach den benötigten Hard und Soft Skills filtern. Mit der vorselektierten Auswahl an Bewerbern kann sich der Recruiter dann im Detail beschäftigen.  

Gefahren und Risiken

Die Digitalisierung im Recruiting hat jedoch auch ihre Schattenseiten. Im Arbeitsalltag sehen knapp 44 % der Befragten einer Studie von Bitkom den Einsatz von KI als Gefahr.4 Das Risiko, passende Bewerber aufgrund der falsch interpretierenden Filterung durch Algorithmen versehentlich abzulehnen, ist durchaus vorhanden. Bei Kandidaten mit großem Potenzial, die das Unternehmen auf persönlicher Ebene überzeugen könnten, besteht die Gefahr, von der KI aufgrund beispielsweise fehlender Erfahrung in diesem Arbeitsbereich aussortiert zu werden. Die menschliche Interaktion fehlt bei automatisierten Verfahren. Auch Fehler in der Programmierung werden zum Nachteil. So wurden bei dem Bewerbungsprozess des Konzerns Amazon Frauen aus dem Bewerberpool aussortiert, da im Vorfeld mehr Männer eingestellt wurden und die KI diese Daten falsch interpretiert hat. Statt zu mehr Diversität zu führen, verstärkten so die Programme Diskriminierungsmuster.

Fazit

Durch die Digitalisierung wurden bereits die ersten Schritte für die Arbeit mit Künstlicher Intelligenz eingeleitet. Dabei müssen Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit dem Wandel gehen, um am Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Geeignete Fachkräfte zu finden wird immer schwieriger und zeitaufwändiger – genauso wie die damit verbundenen Bewerbungsprozesse. Hierbei spielt die Künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle. Aus den Chancen und Risiken ist deutlich zu erkennen, dass die KI im Personalwesen als eine enorme Unterstützung für die effektive Arbeitsweise der Zukunft dienen kann. Jedoch sind andere Faktoren wie mögliche technische Fehler ausschlaggebend dafür, dass die vollautomatisierte Arbeit mit KI derzeit noch bedenklich ist. Dazu bedarf es zunächst Testphasen, um sowohl den Unternehmen als auch den Bewerbern einen Mehrwert zu bieten. Um dies zu erreichen, muss die eingesetzte KI ständig überwacht und optimiert werden. Es bedarf mehr Transparenz, um die Akzeptanz und das Verständnis der Gesellschaft zu erlangen.